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Zusammenfassung der ASCO-Jahrestagung 2021


Holen Sie sich die Highlights des diesjährigen Treffens, darunter Fortschritte in der Immuntherapie und warum Chancengleichheit so wichtig ist.

Eine Zusammenfassung der ASCO-Jahrestagung 2021

 

Vom 4. bis 8. Juni 2021 fand die Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) unter dem Motto „Equity: Every Patient. Every Day. Everywhere.“ statt. Dieses Motto liegt der ASCO-Präsidentin Dr. med. Lori Pierce – FASTRO, FASCO, Radioonkologin, Professorin und stellvertretende Leiterin der Abteilung Academic and Faculty Affairs an der University of Michigan – besonders am Herzen. Die Tagung umfasste über 2.500 Abstracts, von denen viele auf Abruf verfügbar waren, sowie 48 virtuelle Sitzungen mit Echtzeitbeteiligung und Live-Beantwortung von Fragen. Außerdem gab es Diskussionsrunden, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen. 

Hier finden Sie, was wir gelernt haben.

 

Versorgungsgerechtigkeit steht im Mittelpunkt

Auch wenn das Thema Versorgungsgerechtigkeit schon immer ein wichtiger Bestandteil der ASCO-Mission war, ist Pierce der Meinung, dass es nicht immer die Aufmerksamkeit erhalten hat, die es verdient.

„Uns stehen all diese hervorragenden Therapien zur Verfügung, aber wenn diese nicht gerecht verteilt werden, haben wir nicht genug für die Gesundheit aller unserer Krebspatienten getan“, sagte Pierce in einem Interview mit Mabel Jong für das Magazin HealthDay Now.

Statt separater Sitzungen zum Thema Gerechtigkeit anzubieten (die laut Pierce nicht immer gut besucht sind, weil zu viele interessante Sitzungen gleichzeitig stattfinden), haben die Referenten das Thema Gerechtigkeit in die regulären Tagungsveranstaltungen integriert. Pierce hofft, dass dieses neue Modell auch bei künftigen Tagungen übernommen wird, damit alle Teilnehmenden in jeder besuchten Sitzung Informationen und Aufklärung zum Thema Gerechtigkeit erhalten.

 

Immuntherapie-Präparate verändern Leben

In diesem Jahr konnten in zahlreichen randomisierten Studien bedeutende Fortschritte bei der Behandlung mit Immuntherapeutika nachgewiesen werden. Diese Präparate verbessern dabei insbesondere die Chancen der Patienten auf ein krankheits- und progressionsfreies Überleben bei vielen Krebsarten, einschließlich Hirntumoren, Melanomen im fortgeschrittenen Stadium, Gebärmutterhalskrebs und Ösophaguskarzinomen im fortgeschrittenen Stadium.

„Das ist ein riesiger Fortschritt“, kommentierte Pierce im HealthDay-Now-Interview. „Wir haben herausgefunden, dass diese Medikamente unser Immunsystem wiederbeleben können. Die Krebszellen haben Wege gefunden, unser Immunsystem auszuschalten, und diese Medikamente befreien es wieder, damit es effektiv gegen Krebszellen vorgehen kann. Dies ist eine sehr aufregende Zeit.“

Hirntumoren

In Bezug auf die Immuntherapie haben sich bei der Hirntumorforschung nur langsam neue Erkenntnisse ergeben. Doch laut Dr. med. Ashley Love Sumrall, FACP, von Atrium Health stehen nun neue, vielversprechende Daten für drei einzelne Subtypen von Hirntumoren zur Verfügung: NTRK-positive primäre ZNS-Tumoren, BRAFV600E-positive papilläre Kraniopharyngeome und geringgradig maligne mIDH1-Gliome.

Fortgeschrittenes Melanom

Die Langzeit-Nachbeobachtungsdaten sehen auch für das fortgeschrittene Melanom vielversprechend aus, wie die Phase-III-Studie CheckMate 067 mit Patienten mit fortgeschrittenem Melanom unter Beweis stellte. Sechseinhalb Jahre nach der Behandlung wiesen die Patienten, die sowohl Nivolumab als auch Ipilimumab erhielten, eine objektive Ansprechrate (ORR) von 58 % und eine mediane Gesamtüberlebensrate (OS) von 72,1 Monaten auf. Laut Dr. med. Pauline Funchain von der Cleveland Clinic handelt es sich dabei um die besten Daten, die ihre Einrichtung bisher gesehen hat.

Gebärmutterhalskrebs

Bei Gebärmutterhalskrebs hat die Forschung erfreuliche Fortschritte bei der Kombination von Immuntherapien mit anderen Behandlungsformen zeigen können. So könnte beispielsweise eine Kombination von Einzelwirkstoff-Immun-Checkpoint-Inhibitoren mit Immuntherapeutika bessere Ergebnisse liefern als eine der beiden Therapien allein. Zudem sieht es so aus, als ob die Kombination von Strahlentherapie und Immuntherapie eine stabile lokale Tumorkontrolle gewährleisten und möglicherweise die systemische Immunantwort auf die Behandlung verbessern kann.

Fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom

Die Ergebnisse der Phase-III-Studie CheckMate 648 haben gezeigt, dass Patienten, die eine Erstlinienbehandlung mit Nivolumab und eine Chemotherapie oder Nivolumab und Ipilimumab erhalten, länger leben als Patienten, die nur mit einer Chemotherapie behandelt werden. Im Allgemeinen beträgt die mediane Gesamtüberlebensrate von Patienten, die nur eine Chemotherapie erhalten, 10,7 Monate. Bei Patienten, die Nivolumab und eine Chemotherapie erhielten, betrug das mediane Gesamtüberleben 13,2 Monate. Patienten, die Nivolumab und Ipilimumab erhielten, wiesen ein Gesamtüberleben von 12,8 Monaten auf.

 

Mögliche Behandlung für eine zuvor nicht therapierbare Form des fortgeschrittenen Lungenkarzinoms

Bisher hielten Forscher das mutierte KRAS-G12C-Gen, das beim fortgeschrittenen Lungenkarzinom vorkommt, für „nicht medikamentös therapierbar“. Doch das Präparat Sotorasib von Amgen, das am 28. Mai 2021 von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen wurde, ändert diese Einschätzung. Dank der Ergebnisse der CodeBreak-100-Studie ist Sotorasib der erste direkte KRAS-Inhibitor, der eine Zulassung erhalten hat.

In einem Artikel des Magazins ASCO Post vom 5. Juni erläutert der leitende Autor Dr. med. Ferdinandos Skoulidis, Assistenzprofessor für Thorax-, Kopf- und Hals-Onkologie am MD Anderson Cancer Center der University of Texas, warum diese Ergebnisse so vielversprechend sind.

„Diese Studie liefert überzeugende Beweise dafür, dass eine KRAS-Mutation erfolgreich und selektiv bekämpft werden kann, was zu einer deutlichen Verlängerung des Überlebens führt, ohne die Lebensqualität zu beeinträchtigen“, erklärte er. „Zusammen mit der Zulassung von Sotorasib stellen diese Ergebnisse einen wichtigen Meilenstein für Patienten mit KRAS-G12C-mutiertem Lungenkarzinom dar, die nun auf eine zugelassene zielgerichtete Therapieoption zurückgreifen können.“

 

Weitere FDA-Zulassungen für zielgerichtete Krebstherapien

Im vergangenen Jahr haben mehrere zielgerichtete Krebstherapien eine beschleunigte FDA-Zulassung erhalten, wie z. B. Sotorasib (siehe oben) für die KRAS-Genmutation. Eine weitere Therapie, die im vergangenen Jahr von der FDA zugelassen wurdet, war Rybrevant von Johnson & Johnson, das für die Behandlung von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen mit einer bestimmten genetischen Signatur entwickelt wurde.

Es gibt noch weitere Präparate in der Pipeline, wie zum Beispiel 177LU-PSMA-617 von Novartis. Forschende, die diese Radio-Liganden-Therapie gegen Prostatakrebszellen untersuchen, haben kürzlich Phase-III-Daten veröffentlicht, die eine Verlängerung des Gesamtüberlebens um vier Monate im Vergleich zu Patienten zeigen, die den Behandlungsstandard erhalten. Darüber hinaus wurde angekündigt, dass das Forscherteam die Wirksamkeit dieser Behandlung auch bei anderen Krebsarten untersuchen will.

 

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