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Burnout im Arztbereich: Was können Sie zur Entlastung tun?


Viele Angehörige der Gesundheitsberufe leiden unter Burnout, unabhängig von der Fachrichtung. Erfahren Sie, was Sie tun können, um Burnout bei Ärzten einzudämmen.

Als medizinische Fachkraft steht es außer Frage, dass die Arbeit, die Sie leisten, unerlässlich, ja sogar fast heldenhaft ist. Sie verbringen viele Stunden mit der Versorgung von Patienten und tun alles, um bezüglich der neuesten medizinischen Innovationen auf dem Laufenden zu bleiben.

Die COVID-19-Pandemie hat uns ganz deutlich die enorme Einsatzbereitschaft der Medizinerinnen und Mediziner vor Augen geführt. Doch hinter diesem „Heldentum“ verbirgt sich ein Problem, das schon seit Jahren, und nicht erst seit der Pandemie, an Bedeutung gewinnt: Burnouts im medizinischen Bereich.

In einer Medscape-Studie, die Ende 2020 durchgeführt wurde, berichteten 42 % der befragten Ärztinnen und Ärzte von Burnout-Erscheinungen. Im Fachbereich der Intensivmedizin war die Quote mit 51 % am höchsten, was angesichts der hohen Anforderungen an die Intensivversorgung während der Pandemie einleuchtend ist.

Das arbeitsbedingte Burnout-Syndrom ist zu einem so großen Problem geworden, dass die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) im Jahr 2019 den Burnout in ihrer internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten als Berufskrankheit anerkannt hat. Die Definition des Burnout setzt sich aus drei Aspekten zusammen:

  • Energielosigkeit und Erschöpfung
  • Zunehmende mentale Distanzierung und Negativität gegenüber der eigenen beruflichen Tätigkeit
  • Verringerte berufliche Effizienz

Burnout-Syndrome bei Ärztinnen und Ärzten werden aufgrund der Stigmatisierung von seelischen Erkrankungen im Arztberuf häufig nicht angesprochen. Viele Betroffene haben Angst, über ihre psychischen Probleme zu sprechen, weil sie berufliche Konsequenzen fürchten. Zu diesen Befürchtungen gehören auch die Infragestellung der Approbation und Schwierigkeiten bei der Verlängerung des Arbeitsverhältnisses, der Verlust des Ansehens bei Kollegen und Vorgesetzten sowie ein Rückgang der Patientenzahlen in der Praxis.

Da die Forschung zum Thema Burnout im Arztbereich noch nicht abgeschlossen ist, können wir noch nicht auf alle Fragen eine Antwort geben. In der Zwischenzeit finden Sie hier jedoch einige Tipps, um die Belastung zu verringern und das Gespräch in Gang zu bringen.

Ihre eigene persönliche Definition von Burnout

 

Burnout ist ein Überbegriff, der für jeden etwas anderes bedeuten kann. Wenn Sie erkannt haben, dass es sich bei Ihrer psychischen Situation um ein Burnout handelt, sollten Sie zunächst herauszufinden, warum Sie sich so fühlen. Es ist gut möglich, dass Sie diese Gefühle schon vor der Pandemie hatten und sich diese seitdem einfach nur intensiviert haben.

Nachfolgend sind einige Gefühle aufgeführt, die Sie möglicherweise verspüren und die ein Burnout-Syndrom begünstigen können:

  • Haben Sie Angst um das Leben Ihrer Patienten, Kollegen und Familienmitglieder? Wie sieht es in Bezug auf Ihre eigene Sicherheit aus?
  • Mussten Sie viel Zeit isoliert von anderen verbringen, vielleicht während der Quarantäne oder durch lange Arbeitszeiten?
  • Fühlen Sie sich durch Ihren Terminplan überlastet und müde?
  • Sind Sie mit all dem zusätzlichen Verwaltungsaufwand überfordert?
  • Haben Sie das Gefühl, dass Ihr medizinischer Rat diskreditiert oder ignoriert wird?

Alle diese Punkte könnten eine Rolle dabei spielen, warum Sie sich „ausgebrannt“ fühlen. Eine eigene Definition Ihres persönlichen Burnouts zu finden, verleiht dem Wort Bedeutung und kann Ihnen dabei helfen, Ihre Emotionen und Erfahrungen einzuordnen.

 

Grenzen setzen

 

Nachdem Sie die Gründe für Ihr Burnout definiert haben, gehen Sie Ihre Liste durch und erstellen Sie für jeden dieser Gründe einen Aktionspunkt. Diese müssen nicht in Stein gemeißelt sein, aber der Versuch, umsetzbare Lösungen zu finden, kann Ihnen dabei helfen, einen Teil des empfundenen Stresses abzubauen.

Hier finden Sie einige Beispiele von ersten Schritten, die Sie unternehmen können.

 

Festlegen von Arbeitszeiten und Einhaltung dieser Zeiten

Wenn Sie sich durch Ihren Terminplan überarbeitet und isoliert fühlen, dann kann das Festlegen fixer Arbeitszeiten und das Einhalten dieser Zeiten Ihren Stress ein wenig abbauen. Notfälle und Ausnahmen sind natürlich verständlich, aber wenn Sie eine Richtlinie aufstellen und sie umsetzen, werden Sie nicht das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren.

 

Konzentration auf Ihre unmittelbare Praxis und Arbeit

Als medizinische Fachkraft mit umfassender Ausbildung und Erfahrung auf Ihrem Fachgebiet kann es frustrierend sein, wenn Patienten und die Öffentlichkeit nicht auf Ihre medizinischen Empfehlungen hören. Hinzu kommt, dass das Gefühl von Hilflosigkeit in Bezug auf die eigene Sicherheit und die der Menschen in Ihrem Umfeld die Frustration noch verstärken kann.

Realistisch betrachtet können Sie sich nur auf den Patienten und die Arbeit konzentrieren, den bzw. die Sie direkt vor sich haben. Hören Sie auf, Nachrichten-Websites zu durchforsten und sich zu sehr mit „Was wäre wenn“-Situationen zu befassen.

 

Optimierung von Unterlagenverwaltung und administrativen Aufgaben

Sie können nicht viel tun, wenn Ihnen administrative Aufgaben im Nacken sitzen. Wenn Sie die Arbeit nicht sofort erledigen, ist sie auch immer noch da, wenn Sie zurückkommen.

Planen Sie bei der Erstellung Ihres Zeitplans die Zeit für administrative Tätigkeiten ein, damit Sie keinen Papierkram mit nach Hause nehmen müssen. Fragen Sie auch, ob eine Sekretariats- oder Bürofachkraft bereit wäre, von Zeit zu Zeit einzuspringen. Vielleicht können Sie einige Arbeitsabläufe mit ein wenig zusätzlicher Hilfe optimieren.

 

Gespräche mit der Verwaltung

 

Die Verwaltungsabteilung kann die größten Veränderungen bewirken. Sie hat ein großes Mitspracherecht bei der Terminplanung und der Entwicklung eines anpassbaren Schichtplans. Es mag entmutigend erscheinen, sich an die Verwaltung zu wenden, aber Sie sind wahrscheinlich nicht der einzige Ihrer Kollegen, der sich ausgebrannt fühlt. Angesichts der Stigmatisierung von psychischen Problemen im Arztbereich kann ein offener und ehrlicher Umgang mit den Mitarbeitern Ihrer Organisation dazu beitragen, das Bewusstsein dafür zu schärfen und andere zu ermutigen, sich zu öffnen und Stigmata abzubauen.

Die American Medical Association hat sogenannte AMA STEPS Forward™-Toolkits entwickelt, die Vorgehensweisen für die Einbeziehung von Führungskräften und Möglichkeiten zur Bekämpfung von Burnout bei Ärzten bereitstellen. Die einfache Weitergabe dieser Toolkits könnte helfen, das Gespräch in Gang zu bringen.

 

Eine bessere Work-Life-Balance

 

Wahrscheinlich haben Sie schon oft gehört, dass man mit Yoga oder Meditation Stress abbauen kann (und wenn diese Methoden bei Ihnen funktionieren, ist das großartig!). Aber Stressabbau kann auch durch eine bessere Work-Life-Balance erreicht werden.

Wenn Sie zu Hause sind und nicht arbeiten, sollten Sie sich voll und ganz auf Ihr Privatleben und Ihre Interessen konzentrieren. Vernachlässigen Sie Ihre beruflichen Pflichten nicht, aber trennen Sie klar zwischen Beruf und Privatleben. Stellen Sie sich vor, es steht eine Operation bevor: Bereiten Sie sich wie gewohnt darauf vor, aber konzentrieren Sie sich auf Ihr eigenes Leben, wenn Sie nicht im Dienst sind, und versuchen Sie, sich nicht von anstehenden Eingriffen oder beruflichen Verpflichtungen ablenken zu lassen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, nicht wahr?

Schon kleine Schritte, um Ihre freie Zeit besser genießen zu können, könnten es Ihnen auf Dauer leichter machen. Lassen Sie Ihr Smartphone zu Hause, wenn Sie mit dem Hund spazieren gehen, oder schalten Sie es auf lautlos, wenn Sie mit den Kindern im Park sind. So sehr Ihre Patienten und Kollegen Ihre harte Arbeit auch zu schätzen wissen, genauso wichtig ist es auch, dass Sie ein glückliches, gesundes Leben führen.

 

Schwächen eingestehen

 

Wahrscheinlich hören Sie oft den Begriff „Held“, wenn die Leute Ihre ärztliche Tätigkeit beschreiben. Aber Sie haben natürlich keine Superkräfte. Berufe im Gesundheitswesen sind anspruchsvoll: jahrelange Ausbildung, ständige Innovation und Verantwortung für das Leben von Patienten.

Ein Grund für das Gefühl des Ausgebranntseins könnte der beständige Versuch sein, unmögliche Erwartungen zu erfüllen – seien es die Ihrer Kollegen oder Ihre eigenen. Beginnen Sie damit, die Stigmatisierung in Verbindung mit der psychischen Gesundheit im Arztbereich abzubauen, indem Sie sich bewusst machen, dass es in Ordnung ist, sich nicht gut zu fühlen. Sie sind schließlich auch nur ein Mensch.

 

Therapie

 

Eine Therapie kann angesichts des Stigmas, das die psychische Gesundheit und Ärzte umgibt, ein heikles Thema sein. Wenn Sie jedoch einen Punkt erreicht haben, an dem Ihr Burnout erhebliche Auswirkungen auf Sie oder Ihre Patienten hat, ist es besser, zu versuchen, das Problem zu lösen, als einen Fehler zu machen. Zu wissen, wann es Zeit ist, sich Hilfe zu suchen, wird es Ihnen erlauben, sich besser zu fühlen und Ihren Patienten die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen.

Versuchen Sie, mit einem Vorgesetzten oder einem Kollegen, dem Sie vertrauen, über Ihre Therapiemöglichkeiten zu sprechen. Wenn Sie sich immer noch unwohl fühlen, sollten Sie sich langsam an eine Therapie herantasten und herausfinden, ob Ihnen anfänglich auch nur ein paar kurze Sitzungen helfen. Wenn Sie nicht auf eine Überweisung warten wollen oder keine Zeit haben, eine Praxis aufzusuchen, versuchen Sie es mit einem Online-Therapiedienst wie BetterHelp.

Burnout bei Ärzten ist keine einmalige Erfahrung. Medizinische Fachkräfte aller Bereiche haben zumindest an einem Punkt in ihrer Karriere die Auswirkungen des Burnout-Syndroms zu spüren bekommen. Der richtige Umgang und eine entsprechende Aufmerksamkeit für die Thematik können jedoch dazu beitragen, diese Belastung zu verringern und die Stigmatisierung psychischer Probleme im Arztbereich zu reduzieren.

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